N o BNQ

NoBNQ Pressespiegel:

Reaktionen von Presse, TV und Radio zum "Bernhard Nocht Quartier" / "Bernhard Nocht Terrassen".

taz Hamburg, 16.3. 2010:

"Vor drei Wochen habe er von dem Wunsch der Initiative erfahren, das Quartier zu kaufen, berichtet von Bargen. "Verhandlungen gibt es eigentlich nicht", sagt der Investor. Er und sein Partner arbeiteten weiter an der Vorbereitung der für Juni geplanten Sanierungsarbeiten. "Wir tun im Moment so, als ob nichts gewesen wäre", sagt von Bargen. Allerdings bereiteten seine Mitarbeiter Unterlagen für Stattbau vor. Der Wunsch, Genaueres über die Häuser zu erfahren, etwa zu den Geschossflächen oder zur Vermietung, sei legitim. In ihre Preisforderung haben Köhler und von Bargen 4,5 Millionen Euro einkalkuliert, die sie für einige der Immobilien an die Osmani-Familie bezahlten; dazu kämen die Kosten für ein zweites Grundstück und die Ausgaben für die Projektentwicklung. Von Bargen gäbe das Projekt mit Bedauern ab, wie er sagt. Er glaube aber, dass er damit "einen Teil zur Befriedung und Deeskalation beitragen könne". "

Hamburger Abendblatt, 16. März 2010 Bernhard-Nocht-Quartier: Investor nennt Kaufpreis

(...) Zweimal haben sich bisher die Gesandten von NoBNQ mit Köhler & von Bargen getroffen. Nachdem die Investoren der Initiative ihre Vorschläge zur Gestaltung unterbreitet hatten, formulierten die Anwohner unumwunden ihren Kaufwunsch. Die Finanzierung steht noch nicht, angedacht ist eine Kooperation mit dem in Süddeutschland ansässigen "Mietshäuser Syndikat", das selbst organisierte Hausprojekte unterstützt. Jörg: "Finanzieren würden wir den Kauf über Direktkredite bei Privatmenschen, die uns billige Konditionen geben." Dabei hoffe NoBNQ auf idealistische Geldgeber, die mit dem Geschäft eigene Vorstellungen verbinden. "Wir haben schon Leute im Blick." Fest steht allerdings noch nichts, ein möglicher Kaufpreis muss noch ausgehandelt werden."

"Die Initiative will unter Umständen Sozialwohnungen schaffen, auf jeden Fall aber die Mieten dauerhaft niedrig halten. Bezirkschef Markus Schreiber beäugt die Angelegenheit noch etwas skeptisch: "Für bauliche Veränderungen bräuchte ein neuer Bezieher eine Baugenehmigung. Wir wollen die alte Bausubstanz erhalten - da haben wir NoBNQ aber bestimmt auf unserer Seite." Im Vertrag mit Köhler & von Bargen sei eigentlich ein Weiterverkauf ausgeschlossen worden, "aber da hatten wir Investmentfonds und 'Heuschrecken' im Blick", sagt Schreiber. Grundsätzlich halte er einen Kauf der Immobilie durch NoBNQ für möglich. So scheint zurzeit auf St. Pauli vieles machbar - und die Anwohner beinahe am Ziel ihrer Wünsche. Jörg: "Es ist auch eine alternative Stadtplanung möglich." "

DIE WELT 15. März 2010

"Die Investoren Köhler & von Bargen sind bereit, das Bernhard-Nocht-Quartier (BNQ) an die Anwohner-Initiative "No BNQ" zu verkaufen. Dies bestätigte Andreas von Bargen im Gespräch mit der WELT. Und er nannte erstmals auch einen Preisrahmen: Mit einer Summe unter zehn Millionen Euro werde man sich zufriedengeben. "Damit würden wir plus minus null aus dem Projekt aussteigen. Lediglich Zinsen kämen zum ursprünglichen Kaufpreis hinzu", so von Bargen."

Mopo 8.03.2010 :

ST. PAULI:Initiative will Bernhard-Nocht-Quartier kaufen

"Erstaunliche Wende: Der Investor Köhler und von Bargen verhandelt mit der Initiative "No BNQ", statt selbst auf St. Pauli zu sanieren und zu bauen. Eigentlich war längst alles klar: Der Investor Köhler und von Bargen hat eine Baugenehmigung und will schon im Sommer mit der Instandsetzung der ersten Häuser im Bernhard-Nocht-Quartier beginnen. Insgesamt geht es bei dem Bauprojekt auf dem Kiez um 13 Häuser zwischen Bernhard-Nocht-Straße und Erichstraße (St. Pauli). Doch nun verhandelt der Investor mit den Projekt-Gegnern. Wenn man sich auf einen Preis einigen kann, könnte sie das Quartier übernehmen. Andreas von Bargen: "Es geht um einen hohen einstelligen Millionenbetrag." Warum überhaupt über einen Verkauf verhandelt wird, nachdem die Planungen so weit vorangeschritten sind? Offenbar haben die Investoren Bedenken, dass die Proteste vor Ort nicht nachlassen, wenn erst einmal mit dem Bau chicker Eigentumswohnungen begonnen wird. Die Initiative "No BNQ" - ein Zusammenschluss von betroffenen Anwohnern und Künstlern vom Kiez - ist gegen das Projekt. Sie befürchtet, dass St. Pauli nur noch chicker wird und mehr und mehr ärmere Anwohner verdrängt werden. Insbesondere richtet sich ihr Protest gegen den geplanten Bau von 67 Eigentumswohnungen im Quartier. "Damit wird die Aufwertungs-, Umwandlungs-, und Verdrängungsspirale nur noch weitergetrieben", heißt es in einer Pressemitteilung von "No BNQ".(...)"

 

taz, 17.12.2009: Recht auf Stadt

"In diesem Modell von Stadtentwicklung werden die Bewohner der Stadt zu Konsumenten von Urbanität degradiert. Wer nicht genug Kaufkraft mitbringt, wird noch eine Weile geduldet und mittels Gentrifizierung unauffällig aus der Konsumzone entfernt. Dies ist mitnichten eine "naturwüchsige" Veränderung, in der "sozial schwache" Stadtteile durch die Invasion von Künstlern, Studierenden oder "Yuppies" aufgewertet werden, so die klassische Vorstellung von Gentrifizierung. In Hamburg befindet sich dieser Prozess längst in einer neuen, dritten Phase, in der die Metropolen ganze Stadträume neu ordnen, um im globalen Wettbewerb die Nase vorn zu haben." schreibt Niels Boeing zur Recht auf Stadt Parade als Gastautor der taz. "Das Bündnis "Recht auf Stadt", das für all dies streitet, sollte dabei nicht als Aufguss einer außerparlamentarischen Bewegung missverstanden werden." heißt es weiter, "Es könnte vielmehr ein erstes Aufscheinen der Multitude sein, jener Vielheit, die Antonio Negri als das hoffnungsvolle Subjekt der nächsten politischen Umwälzung sieht. Und es beansprucht auch keine Exklusivität: Unter dem Banner "Recht auf Stadt" bahnt sich in vielen Städten - ob in New York oder Istanbul - diese Umwälzung an. Dass sie sich hierzulande zuerst in Hamburg so deutlich zeigt, mag daran liegen, dass Hamburg eben nicht nur reich, sondern immer auch radikal gewesen ist."

Die MOPO kündigt am selben Tag die große Recht auf Stadt Parade so an: "Künstler, Gewerkschaften, soziale Initiativen - sie alle haben sich zusammengeschlossen und wollen ein Zeichen setzen. Gegen 13 Uhr wird ein Aufzug unter dem Motto "Bewegung für St. Pauli - gegen die wachsende Stadt der Ausgrenzung" mit ca. 100 bis 200 Protestlern an der Bernhard-Nocht-Straße (St. Pauli) starten." Bericht über die Parade hier.

Die durch Gängeviertel, Es regnet Kaviar, NoBNQ und die Recht auf Stadt Vernetzung angeschobene Debatte zum Thema "In welcher Stadt wollen wir eigentlich leben?" stellt diskursive Hoheitsgewissheiten auf konservativer Seite in Frage. Da darf man dann auch schon mal unsachlich werden und unter dem Stichwort "Debatte" phantasieren, die GentrifizierungsgegnerInnen fänden "jede Veränderung ihres Kiezes gefährlich". Fazit für Per Hinrichs in der "Welt" vom 13. Dezember: "Gentrifizierung? Ja bitte!" Das interessanteste am Artikel sind die zahlreichen Kommentare.

Geht der Hamburger Senat auf die wachsende Protestbewegung in Hamburg ein? Auf den ersten Blick mag das so aussehen: " Luxussanierungen: Koalition will jetzt gegensteuern" heißt es am 8. Dezember im Hamburger Abendblatt: "Hamburg. Luxussanierungen, Verdrängung von sozial schwachen Mietern und Verlust günstiger Gewerbeflächen für Kreative - unter dem sperrigen Stichwort Gentrifizierung wird seit Wochen eine schleichende Verteuerung von Hamburgs Altbauquartieren beklagt." In der Bildunterschrift wird aufg NoBNQ veriesen: "Anwohner der Bernhard-Nocht-Straße (vorn) befürchten ein zweites Bavaria-Quartier (hinten). Einige Häuser, die saniert werden sollen, stammen aus der Zeit Napoleons."

Die Stadt der Reichen beschreibt Rainer Müller in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, FAZ.net vom 02.12.2009:

"„Seit man hier das Konzept von der ,Wachsenden Stadt' verfolgt, wird jeder Zipfel Hamburg offensiv vermarktet, glattgebürstet und auf Globalisierungstauglichkeit reduziert.“ Petrin ist Stadtplaner an der Hamburger Universität und sieht eine fatale Entwicklung: „Egal, ob Neubau der Hafencity, die Überbauung des alten Brauereigeländes in St. Pauli oder die Perlenkette genannte Bebauung des Elbufers - stets geht es um hochpreisige Büros für internationale Firmen und Eigentumswohnungen für High Potentials.“ (...)

"Auch in St. Pauli regt sich Widerstand", heißt es weiter in der FAZ, "...gegen allzu viel Aufwertung durch Abriss. Die dortige Initiative „No BNQ“ protestierte so laut gegen das geplante Bernhard-Nocht-Quartier (BNQ), dem mehrere Wohnhäuser in einer Parallelstraße zur legendären Hafenstraße weichen sollen, dass die Pläne überarbeitet und den bisherigen Mietern zahlreiche Zugeständnisse gemacht wurden - darunter der Verzicht auf eine Umwandlung in Eigentumswohnungen für die nächsten zehn Jahre."

Das Hamburger Abendblatt schreibt am 01. Dezember 2009:

"Laut Köhler ist die Erteilung der Baugenehmigung nur ein formaler Akt – aber im Hinblick auf Nachträge korrigierbar. Nach Abendblatt-Informationen dringt der Bezirk darauf, dass die Hälfte der sanierten Wohnungen vermietet wird. Da will sich Köhler noch bedeckt halten. Man merkt ihm an, dass ihn die „mangelnde Kompromissbereitschaft“ von NoBNQ nervt. „Die Häuser und Grundstücke sind privat und gehören uns. Wir spüren keinen Druck, können machen, was wir wollen.“ Was angesichts der Stimmung in der Öffentlichkeit unwahrscheinlich ist: Spätestens seit der Causa Gängeviertel gilt es als schick, sich gegen Investoren zu wehren. Und darauf, dass Köhler & von Bargen um ihren guten Ruf fürchten, setzt NoBNQ."

Hamburger Abendblatt, Freitag, 27. November 2009: Nocht-Quartier: Anwohner legen eigenes Konzept vor: Die Anwohnerinitiative NoBNQ hat nun einen eigenen Plan, nach dem ihr Quartier gestaltet werden soll. Sie stellte ihn gestern der Öffentlichkeit vor - und sendete damit ein eindeutiges Zeichen an Bezirksamt, Bezirkspolitiker und Investor.

Die MOPO schreibt am selben Tag "Bernhard Nocht Quartier - Protestler träumen von kleiner Brauerei - No BNQ - Initiatoren stellen eigene Pläne vor". Weiter heißt es "Eine eigene Brauerei, ein gemeinsamer Waschsalon auf einem der Dächer und viele gemeinschaftlich genutzte Räume..." (...) "und natürlich ganz viel günstigen Wohnraum und den Erhalt der alten Bausubstanz. Diese Pläne wollen die Anwohner in einem öffentlichen Planungsbüro im ehemaligen Erotic-Art-Museum nun konkretisieren und am liebsten selbst umsetzen."

Über Die Waschküche auf dem Grasdach berichtet Die Welt in ihrer Ausgabe vom 27.11.2009: "Zwischen Erichstraße und Berhard-Nocht-Straße wollen die Investoren Köhler & von Bargen Wohnhäuser sanieren, teilweise abreißen und neu bauen. Dieses Projekt verschärfe soziale Spannungen und gehe an den Bedürfnissen, Interessen und Potenzialen des Viertels vorbei, kritisieren die Mitglieder der Initiative "No BNQ". Wie ihre Bedürfnisse und Interessen gelagert sind, machen sie in einem städtebaulichen Gegenkonzept deutlich: Über eine Genossenschaft wollen sie die Gebäude dem "Spekulationsgeschäft" entziehen. Dadurch könnten die Mieten langfristig niedrig gehalten werden - länger als die von Köhler & von Bargen garantierten zehn Jahre. Eine Waschküche auf dem mit Gras bewachsenen Dach, ein mit Glas überdachter Innenhof, ein gemeinschaftlicher Büro- und Lesesaal, ein Kinderladen, ein Versammlungssaal und eine Minibrauerei - viele der Ideen beleben den Geist der 70er-Jahre neu."

Reinhard Schwarz berichtet im "Neuen Deutschland" vom Freitag, 27. November 2009, über den Widerstand gegen Gigantismus in St. Pauli: "»In was für einer Stadt wollen wir wohnen?« Diese Frage stellen sich derzeit Bewohner des sogenannten Bernhard-Nocht-Quartiers in St. Pauli. Diese Frage müssen sie sich auch stellen, denn ihr Quartier ist bedroht. Ein Investor, die Von Köhler & von Bargen OHG, plant den teilweisen Abriss historischer Häuser und Neubauten. Diese Pläne, die zunächst hinter verschlossenen Türen verhandelt wurden, sind im Sommer durch eine Indiskretion bekannt geworden. Seitdem protestieren Anwohner gegen die Abriss- und Neubaupläne. Sie befürchten für sich drastische Mietererhöhungen sowie den Bau von Eigentumswohnungen, die sich nur noch Begüterte leisten können. Zudem würde das Viertel, dessen Ursprünge bis in die nach-napoleonische Zeit zurückreichen, in seinem ursprünglichen Charme zerstört werden. Jetzt haben sich Anwohner und Nachbarn selbst Gedanken über ihr Viertel gemacht und dieses Konzept der Öffentlichkeit vorgestellt. »Wohnen und Arbeiten wachsen immer mehr zusammen – die Arbeit dezentralisiert sich und breitet sich im Raum aus«, heißt es darin. »Soziales, Kultur und Leidenschaften lassen sich kaum noch von Beruflichem trennen." (...) "Geplant ist zum Beispiel eine Mini-Brauerei, »um die Produktion in den Stadtteil zurückzuholen, unabhängig von globalen Bierkonzernen«. Dieser Punkt spielt an auf die Verlegung und den späteren Abriss der alteingesessenen Bavaria-St.-Pauli-Brauerei (Astra) vor einigen Jahren. Dort, rund 100 Meter vom Bernhard-Nocht-Quartier entfernt, entstand vor zwei, drei Jahren ein gigantischer Komplex mit Bürobauten, einem Hotel und Wohnungen."

Mehr als alle Anderen, muss die SPD sich was überlegen: Wenn die Stadt unsere Fabrik ist, die staatsferne "Szene", institutionsfeindliche Subkulturen, selbstorganisierende KünstlerInnen, ja EinwandererInnen ohne Pass darin zu den ProduzentInnen der spannenden Räume, neuen Perspektiven und Haltungen - also zu den ProduzentInnen des Mehrwerts - geworden sind - wie stellt sich dann die soziale Frage? Ausserhalb eines staatspolitischen Denkens, ausserhalb der Fabrikdisziplin und der der Epoche der Industrialisierung entsprechenden Organisationsformen? Die Initiativen um Recht auf Stadt schlagen genau hierzu etwas vor - besonders deutlich wird das in der Arbeit von NoBNQ. Der Stadtentwicklungspolitische Sprecher der Hamburger SPD, der Bürgerschaftsabgeordnete Andy Grote äußert sich in einem Artikel für die St. Pauli Bürgerzeitung zum Thema:

Die Recht auf Stadt Bewegung hätte das "Lebensgesetz moderner Städte" nicht verstanden, dräunt es sozialdarwinistisch aus der Feder von Willfried Mayer, (GAL, Ex-Senator für Stadtentwicklung), in einem Gastbeitrag für das Abendblatt. " Die Auseinandersetzungen um das Gängeviertel, um das Bernhard-Nocht-Quartier in St. Pauli, um die Ikea-Ansiedlung in Altona sind nicht Resultat räumlicher Trennung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Sondern Begleiterscheinungen einer Neubelebung der inneren Stadt." - "Neubelebung" nennt man also die Gentrifizierung die uns in Form von zugigen "Quartieren" der Marke "Hafenkrone" entgegentritt. Schuld daran ist nach Mayer - na, wer wohl? - die Hafenstrasse. Deren Besetzung hatte nicht etwa zur Folge, dass bis vor wenigen Jahren die Mieten auf St. Pauli niedrig geblieben sind und sich kein Investor an den Kuchen rangetraut hat, sondern: "ein Auslöser " für den Bau von Investorenarchitektur, weiß Mayer, sei " z. B. von den Hafenstraßlern geschaffen" worden, und zwar weil "die das alte Quartier verteidigt haben". Auch die Tatsache, dass die durch zahlreiche Polizeieinsätze und stundenlange Wasserwerferberegnung demolierten Häuser später repariert werden mussten, weiß Mayer argumentativ umzukehren, denn "für ihre eigenen Wohnungen" sind die Ex-Besetzer "in das städtische Sanierungsprogramm eingestiegen" - und das, so Mayer, löst "Schickimickisierung" aus.

Auch das Hamburger Journal des Norddeutschen Rundfunks berichtet am 26. November über die Gegenentwürfe zum "BNQ" der Investoren:

Keine utopische Spinnerei - "No BNQ" stellt städtebauliches Gegenkonzept vor "Dauerhaft niedrige Mieten!" fordert Jenny Maruhn im Interview mit taz Hamburg vom 26. November 2009 "Die Wohnungen sollen für immer dem Spekulationsmarkt entzogen werden. Wichtig ist uns auch, dass wir in die Entscheidungsprozesse integriert werden. Ein öffentliches Planungsbüro wäre ein erster Schritt."

SUPRA #2: das heiße, neue Magazin aus dem USP St. Pauli Fanumfeld beschäftigt sich gleich in mehreren Beiträgen mit Gentrfizierung und dem RECHT AUF STADT. In einem gründlich recherchierten Artikel über das Bernhard Nocht Quartier und die Initiative dagegen, No BNQ, heißt es: "Bei Köhler & von Bargen handelt es sich um eine 1995 gegründete Immobilienfirma... Als Referenzobjekte des Unternehmens dienen Loftbauten und Luxuswohnungen in Eppendorf, Winterhude, St. Georg und Altona. Der Großteil der von Köhler & von Bargen präsentierten Vorzeigeobjekte sind in Eigentum übergegangen. Bei einem im Sommer fertiggestellten Projekt in der Billrothstrasse liegen die Verkaufspreise zwischen 3.029 Euro und 3.415 Euro pro Quadratmeter. Die durchschnittliche Kaltmiete der momentan zur Vermietung angebotenen Immobilien aus dem Eigenbestand liegt bei 13,50 Euro. Anhand dieser Zahlen dürfte klar werden, was für ein Objekt in der Bernhard Nocht Straße entstehen wird, sollten die Pläne durchgesetzt werden." Außerdem in SUPRA "we love centro sociale", "Häuserkampf 2.0" und ein Interview mit Christoph Schäfer zu Kunst, Politik und Gentrifizierung, Lefebvre und Recht auf Stadt, Zeichnen und Hölderlin, NoBNQ und Park Fiction. SUPRA gibt's an Orten wie dem St. Pauli Fanladen, in der Kogge und man kann das Heft bei Spielen des FC für schlappe, gut investierte 2 Euro 60 kaufen: Reclaim your Viertel! http://www.supra-magazin.net/

Gemeinsam gegen Gentrifizierung erster kritischer Artikel in der alternativen Tageszeitung "taz":

"Überall in Deutschland protestieren Menschen gegen Gentrifizierung. In Hamburg ist der Protest aus der linksradikalen Ecke herausgewachsen. Das kann auch andernorts so kommen." schreibt Uwe Rada in der taz vom 21.11.2009. "Auf Sankt Pauli bekam eine Bürgerinitiative gegen ein geplantes schickes Wohnquartier in der Bernhard-Nocht-Straße Zulauf – und "Empire Sankt Pauli", ein Dokumentarfilm über die Gentrifizierung im Armenhaus der reichsten Stadt Deutschlands, beunruhigt sogar die politisch Verantwortlichen. Was ist los in der Stadt der hanseatischen Zurückhaltung und des Understatement? "Es hat sich in den Jahren verdammt viel aufgestaut", meint Ingrid Breckner, "das drängt jetzt alles nach außen." Breckner, Professorin für Stadt- und Regionalplanung an der neuen HafenCity Universität, sieht Hamburg an einem Punkt angekommen, an dem die Stadtentwicklungspolitik neu verhandelt wird. "Es gab die alte Kaufmannstradition, nach der sich die Politik möglichst heraushalten sollte aus Geschäften. Doch nun spüren die Hamburger bis ins betuchte Bürgertum hinein, dass ihnen die Dinge aus den Händen gleiten." (...)

Am Hein-Köllisch-Platz auf Sankt Pauli ist montags Widerstandstag. Im hübsch renovierten Café der Gemeinwesenarbeit treffen sich die Aktivisten der Initiative "No BNQ" und brüten über neuen Aktionen, die dem Investor des geplanten Wohnquartiers das Leben schwer machen sollen. Der hat sich vor einiger Zeit ein ganzes Karree gegenüber der Hafenstraße unter den Nagel gerissen. Wo heute Migranten, Studierende und Künstler wohnen, soll demnächst das Bernhard-Nocht-Quartier entstehen, ein schickes Stück Sankt Pauli, ganz so wie das Brauereiquartier an der Davidstraße. Für Steffen Jörg, einen der Gründer von "No BNQ", war das Brauereiquartier der Dammbruch für die Gentrifizierung auf Sankt Pauli. (...) Vor dem Quartier Hafenpanorama, Sankt Paulis teuerstem Wohnort, trifft Jörg eine Gruppe von Kommunalpolitikern aus Tel Aviv. "Der Erfolg, den wir mit unseren Aktivitäten haben", verrät er den Israelis, "erstaunt uns selbst." Tatsächlich hat der Investor des Bernhard-Nocht-Quartiers den alteingesessenen Mietern inzwischen versprochen, die Mieten zehn Jahre lang stabil zu halten. Proteste gegen Gentrifizierung gibt es in jeder großen Stadt. (...) Aber nirgendwo ist der Protest so weit aus der linken Nische herausgekommen wie in Hamburg. Selbst die Hamburger Medien schreiben inzwischen über den Begriff Gentrification, der der Bundesanwaltschaft vor geraumer Zeit noch als Hinweis für die Zugehörigkeit zur linksradikalen Szene galt."

"Der Kampf um das Leben in der Stadt Hamburg" - das Hamburger Abendblatt am 21. November 2009:

"Wir wollten nie jemanden rausschmeißen", sagt Helmut Köhler. Seine Hände malen Kreise auf den Tisch im Besprechungszimmer der Firma. Köhler schaut ein wenig sauertöpfisch. Natürlich will er Geld verdienen, er ist Geschäftsmann. Er ist ehrlich - "natürlich mussten wir auch lernen" -, und man darf ihm auch die Frage stellen, wem die Stadt gehört: den Bürgern oder den Investoren? Nur eine Antwort erhält man nicht. Denn für Köhler schließt das eine das andere nicht aus. Die Ängste der Anwohner kann er verstehen. Sagt er. Und er kennt auch die Initiativen, die gerade überall in Hamburg gegen verschiedene Projekte kämpfen. Dann erzählt er von Baulücken, "die ja auch geschlossen werden müssen", und dann verbessert er sich: "geschlossen werden können". Brachflächen, renovierungsbedürftige Häuser, das sind für Investoren eine Projektionsfläche ihrer Ideen. Köhler sagt, dass es eine interessante Idee sei, dass die Stadt ganze Straßenzüge kauft, "denn das wollen die ja auf St. Pauli: dass die Stadt ihnen das schenkt, damit sie selbst gestalten können". Das kann er nicht verstehen, "dann geht es ja schon um Ideologie". " Der ganze Artikel ist sehr lesenswert und erlaubt einen erschreckenden Blick in die Köpfe von Investoren.

Bild-Hamburg erfindet Bürgerinitiative:

Eine "Pro-BNQ-Initiative", bestehend aus 2 Personen, die nicht verstanden haben, worum es der breit verankerten Nachbarschaftsinitiative NoBNQ geht, hat eine auf Stammtischniveau argumentierende "erste Verlautbarung" herausgegeben: der Text der Investorenarchitekturbefürworter vermischt rechtspopulistische Ansichten, alte Vorurteile und verdrehte Fakten sowie einseitige Informationen von interessierter Seite - der der Investoren Köhler & von Bargen - zu einer rechtspopulistischen Melange. Bei einem von Karin Lang in einer Kneipe anberaumten Pro-Bernhard-Nocht-Quartier-Treffen ist kein sympathisierender Bewohner erschienen. Aber zwei Vertreter der Bild-Zeitung. Flux waren Gäste und Personal zu Mitgliedern einer neuen Bewegung umetikettiert. Auch das Abendblatt verbreitet die Mär von der Fake-Initiative.

"Wo Wachstum in der Hansestadt zum Brennpunkt wird" schreiben Thomas Andre, Rebecca Kresse, Philip Volkmann-Schluck, Matthias Rebaschus und Axel Tiedemann am 3. November 2009 im Hamburger Abendblatt "An vielen Ecken der Stadt brodelt es. Luxussanierungen sorgen für Protest bei Kreativen und alteingesessenen Bewohnern." Zum Bernhard Noch Quartier heißt es (faktisch in einem Detail nicht ganz korrekt, denn den Investoren geht es nach wie vor um den Neubau von rund 80 Eigentumswohnungen): "Es geht um Wohnraum. Der war über Jahrzehnte relativ billig auf St. Pauli. Doch in nur vier Jahren sind die Mieten in dem Hafenstadtteil um ein Viertel gestiegen. Den Schuldigen haben die Bewohner gefunden: die Stadtteilpolitiker und Investoren, die den Kiez nach ihrem Gusto umbauen wollen. Letztes Beispiel: das geplante Bernhard-Nocht-Quartier im Süden St. Paulis. Dort sollen 78 renovierte Wohnung entstehen - zu entsprechenden Preisen, wie alteingesessenen Mieter befürchteten. Die müssten dann wegziehen: Aufwertung eines Stadtteils nennt man das. Das Interessenbündnis "No BNQ" lief Sturm gegen die Pläne und erschreckte den Investor mit seiner kreativen Kampagne derart, dass er die Zusage gab, die Mieten in den nächsten zehn Jahren nicht zu erhöhen."

28.10.2009. Kriegt die taz nochmal so gerade die Kurve?`Nach der meist peinlichen Berichterstattung der lokalen taz-nord gibt es jetzt doch einen umfassenden taz-Bericht über die Vorgänge in der Stadt. Christiane Müller Lobeck schreibt :

"Neben der Angst, die Miete nicht mehr bezahlen zu können, deutet der trotz aller Allianzen subkulturell geprägte Protest rund um das Bernhard-Nocht-Quartier und Gängeviertel mit dem Zaunpfahl auf einen eklatanten Widerspruch der jüngeren Hamburger Standortpolitik. Die orientiert sich am Motto "Wachsende Stadt", was bis zur Finanzkrise auch bestens gelang, nimmt man das Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft zum Maßstab. Auf die Fahnen geschrieben hat sich Schwarz-Grün aber auch, mit schnarrender Technokraten-Zunge formuliert, ein "Flächenmanagement für Kreative". Zwischen dem Versprechen und seiner Einlösung steht ein Senat, der sich gründlich verkeilt hat. Für den Imageschaden, den die Koalitionäre schon jetzt zu gewärtigen haben, lässt sich allerdings nicht die Unvereinbarkeit grüner und schwarzer Positionen verantwortlich machen."

 

Hamburger Abendblatt, 27. Oktober 2009: Den Protest ernst nehmen

"Und die beteiligten Behörden? Die eine (Kultur) zeigt Sympathie, die andere (Finanzen) pocht auf den bestehenden Kaufvertrag, die dritte (Bezirk Mitte) will einen runden Tisch einrichten. Gelungenes politisches Management sieht anders aus. Der Senat muss diesen Protest ernst nehmen, denn die Aktion ist eins nicht: ein isoliert zu betrachtender Fall. Gängeviertel, Ikea-Ansiedlung oder Umgestaltung des Bernhard-Nocht-Quartiers – die Zeiten, in denen der Bau von gläsernen Bürotürmen und der Verlust bezahlbaren Wohnraums hingenommen werden, sind offensichtlich vorbei. Gebildet hat sich ein friedlich dagegen arbeitendes Netzwerk, getragen von breiter Zustimmung. Daraus muss Hamburg lernen."

 

Der Senat verliert seinen Instinkt stellt Die Welt am 25. Oktober fest:

"Während die Senatoren sich bei unbequemen Fragen wegducken oder auf andere Behörden verweisen, knüpfen Protestbewegungen auf der anderen Seite an Netzwerken. Wer die neue Front gegen städtische Bauprojekte und Investorenideen erleben will, sollte ein Treffen des Netzwerkes "Recht auf Stadt" besuchen. Etwa 20 verschiedene Gruppen kommen monatlich zusammen, um Aktionen zu planen und Kritik an sogenannten Gentrifizierungs-Prozessen in innerstädtischen Stadtteilen zu formulieren. Der Kreis der Unterstützer soll noch weitaus größer sein. Die Initiativen kämpfen etwa gegen die Ikea-Ansiedlung in Altona, gegen die Sanierung des Bernhard-Nocht-Quartiers auf St. Pauli, Mietsteigerungen im Schanzenviertel, die Vertreibung von alten Läden in St. Georg oder eben gegen Neubaupläne im Gängeviertel. "An vielen Ecken der Stadt kocht der Protest seit Längerem", sagt Tina Fritsche vom Vorstand des Centro Sociale, wo die Treffen von "Recht auf Stadt" stattfinden."

 

arte tracks - Samstag, 17. Oktober, 2009, 0:15

"So machen sich seit Jahren Investoren daran, das Viertel nach ihren Vorstellungen der Verwertbarkeit zu modellieren - und die Behörden machen kräftig mit. Der Prozess der "Gentrification", des sozialen Umbaus eines Stadtviertels, ist in Gang gesetzt: Die Mieten steigen, alteingesessene Bewohner werden verdrängt und mit ihnen geht die Vielfalt verloren, die St. Pauli ausmacht. Auch für die ursprünglichen Kneipen und Clubs wird es immer schwerer. Doch im Viertel regt sich Widerstand, damit St. Pauli bunt bleibt." heisst es in der arte Ankündigung. Ein No-BNQ-Unterstützer sagt in der Sendung: „Die Frage ist natürlich, ob man im Moment in eine Situation kommt für ein anderes Urbanisierungsmodell zu kämpfen und das durchzusetzen auf einer viel höheren Ebene. Das wird nicht von so einer kleinen Initiative gemacht werden, aber was wir machen können ist vielleicht eine kleine modellhafte Vision zu entwickeln, wie so eine andere Stadt aussehen könnte, wie die Gesellschaft ihr Geld wieder sinnvoll ausgeben könnte, bzw. tatsächlich investiert in interessantere Städte und lebenswerte Städte, statt eben in diese Blasen. Das ist sicherlich nicht in zwei, drei Jahren zu erledigen, sondern ein längerer Kampf aber der steht einfach an und zwar weltweit.„ Voller Text des Beitrags hier.

 

Hamburger Abendblatt, 13. 10. 2009:

Hamburger Abendblatt, 6. Oktober 2009:

"Wenn man sich nur halbwegs für Stadtentwicklung interessiert, kann man beobachten, wie Hamburg überall immer gleicher aussieht. Andererseits wird behauptet, man würde die Stadt lieben und pflegen. Am Ende ist aber alles doch nur Kulturtourismus auf der dämlichsten Ebene." sagt Daniel Richter im Interview mit dem Abendblatt, und weiter: "Das Hauptargument für jeden guten Hanseaten, und die Stadt wird ja von Hanseaten regiert, ist aber: Wo kommt die Knatter her? Die Knatter kommt durch Verkauf rein. Dann ist jede ästhetische oder soziale Überlegung sofort hinfällig. Das gilt nicht nur für hier, das gilt für das Bernhard-Nocht-Quartier, das galt für die Hafenstraße, für Park Fiction ... Wenn man dagegen die offiziellen Kulturbehauptungen nimmt, wie viel Geld man in Dinge wie die Elbphilharmonie steckt - das ist alles Augenwischerei. Das Geld geht ja nicht in die Kultur, sondern in die Baufirmen, die die Elbphilharmonie bauen, und den Kulturtourismus. Mit Kulturpolitik hat das überhaupt nichts zu tun."

Gut informiert über die Hamburger Zustände sind jetzt auch die Leser der Frankfurter Rundschau vom 1.10.2009 :

"Ein Sturm braut sich zusammen über Hamburg - und er ist nicht nur im Gängeviertel zu spüren, sondern auch im ein paar Kilometer entfernten Altona." schreiben Sven Stillich und Iris Hellmuth in einem umfassenden Artikel über die neue urbane Bewegung in Hamburg. Über die No BNQ Bezirksversammlung gegen das Bernhard Nocht Quartier heißt es: "Die Anwohner haben sich zusammengetan, um gegen die Pläne anzugehen. Auf dem Bezirksfest der Bernhard-Nocht-Straße sehen die Besucher, wie kreativ der Widerstand ist: Ein Puppentheater zeigt "Kasperle und der Miethai", nebenan wird "Gentropoly" gespielt, ein riesiges Monopoly-Spiel mit Hamburger Straßennamen. Das klingt alles lustig - ist aber beileibe kein Spaß: "Ich habe lange nur dabei zugeschaut, was um mich herum passiert", sagt Mynther, "aber wenn nun tatsächlich die Mieten hochgehen und der Rentner gegenüber ausziehen muss, und ich habe nichts dagegen gemacht - dann kann ich doch hier niemandem mehr in die Augen schauen."

 

Hamburger Abendblatt, 25. September 2009:

Das Abendblatt schreibt den an die Presse gerichteten einseitigen Infoabend mit Köhler und von Bargen zur "Bürgerversammlung" um. Und die sei durch "Tumulte" gestört worden - für die es allerdings Gründe gäbe: "Der Raum platzte aus allen Nähten. Plakate ("Entmietet euch doch selbst") und Zwischenrufe machten den Auftritt derer, die gekommen waren, um in einen Dialog mit den Anwohnern zu treten, zu einem Spießrutenlauf. Nicht unverschuldet. Denn was den Anwohner besonders übel aufstößt und sie an den guten Absichten von Investor und Bezirk zweifeln lässt, ist die bisherige Informationspolitik. Die Pläne wurden den Bewohnern zugespielt, sie existieren aber seit Monaten. Erst jetzt meldete sich der Investor öffentlich zu Wort. Bezirkschef Markus Schreiber konnte noch so oft auf die geplante soziale Erhaltensverordnung verweisen - beruhigen konnte er die erhitzten Gemüter damit nicht."

Wenn taz-Lokalredakteur Gernot Knödler Rache nimmt, dann im Gewand der abgeklärten Larmoyanz: das beste an dem Artikel des als Diskussionspartner Geschmähten (siehe unten) sind die Leserreaktionen darauf. Und die gibt es hier: taz nord

DIE ZEIT, Ausgabe 40, Seite 24, 24. September 2009:

Hamburg wird rebellisch steht im Inhaltsverzeichnis der Wochenzeitung DIE ZEIT. "Stets geht es um Raum." schreibt Ulrich Stock in seinem Artikel "Beton fließt ins Herz der Stadt". "Am Donnerstag um 18 Uhr, böser Kontrast zum Reeperbahn Festival, wird in der Ganztagsschule St. Pauli ein umstrittener Plan vorgestellt: das Bernhard-Nocht- Quartier. Investoren wollen hinter der vor Jahrzehnten besetzten Hafenstraße etliche alte Häuser wegreißen, um alles größer, schöner, und teurer zu machen. Seit Monaten gibt's Protest: "No BNQ!" lautet das Motto, auf Englisch, damit die Kapitalisten es auch verstehen". Es geht um über Clubsterben, Fundbüro, Waagenbau, Empire St. Pauli und Gängeviertel, Gentrifizierung und den Widerstand dagegen: "Unterdessen vereinigen sich die vielen kleinen Proteste zu einer größeren Bewegung"

 

Die taz-hamburg bleibt ihrer Linie treu: die neue urbane Bewegung sorgt in der Stadt und weit darüber hinaus für Schlagzeilen, doch LeserInnen der ehemals alternativen Tageszeitung erfahren davon nichts. "Mit Gentrifizierern über Gentrifizierung reden" - so ließe sich die Haltung der Redaktion zusammenfassen. Neulich lud man zum Gespräch ins Gentrifizierungsprojekt "Haus III&70" und versuchte vergeblich in letzter Minute kritische Stimmen aufs Podium zu hiefen. Die hatten sich im Vorfeld vernetzt - und sagten der tendenziösen Veranstaltung ab. Nun, 3 Tage vor der Bundestagswahl, bekommt SPD-Mann Markus Schreiber viel Platz eingeräumt, um seine Sicht der Dinge im Interview auszubreiten. Der ehemalige Schuldirektor verteilt Noten an Gängeviertel und NoBNQ, an Künstler und Hafenstraße, an pensionierte Wassereimerwerfer und an das Gentrifizierungsprojekt "Veringhöfe" in Wilhelmsburg. Einen Eintrag ins Klassenbuch gibt's für die - eigentlich ja guten - Künstler, die da nicht hinwollen. Ganz unverblümt beschreibt der Bezirksamtsleiter, dass das von Soziokulturtanten (STADTKULTUR HAMBURG e.V.) zusammen mit Stattbau und der IBA erdachte Projekt "KünstlerCommunity Elbinsel " das Ziel hat, Wilhelmsburg zu gentrifizieren - jedoch (!), ohne "die jetzige Bevölkerung zu verdrängen". Das, weiß Schreiber, läßt sich mit Hundekacke und Currywurst verhindern - mehr über den bezirksoffiziellen Gentrifizierungswiderstand im Interview mit Sven Stillich und Iris Hellmuth (taz hamburg 24.09.2009).Von denselben Autoren, die dem Bezirksamtsleiter zum Thema Wilhelmsburg denkwürdige Sätze wie diese hier entlockt haben: "Weil wir dort eine Internationale Bauausstellung vorhaben, und da soll etwas vorgezeigt werden. Wir wollen die Künstler nutzen, um eine Atmosphäre zu schaffen. Die Künstler kommen zuerst, dann wird der Stadtteil aufgewertet. Gentrifiziert. Die sind die Vorhut." - gibt es einen umfassenden Artikel zu Gängeviertel, Ikea und No BNQ in der FR: Die Stadt - Wer ist das?

Protest als Party: Christoph Twickel nimmt das Schanzenfest als Ausgangspunkt um die neu entstandene Protestbewegung gegen Gentrifizierung und neoliberale Stadtentwicklung zu beschreiben - Spiegel Online vom 13.9. 2009:

Spiegel online: "Tatsächlich aber feiert derzeit gerade in Hamburg eine längst totgeglaubte Protestkultur eine erstaunliche Wiedergeburt. Vor drei Wochen besetzten Künstler die letzten Hauser des Gängeviertels in der Hamburger Innenstadt, um die historischen Gebäude vor dem Abriss zugunsten schnittiger Investorenarchitektur zu bewahren. In der vergangenen Woche hielten Tausende von St. Paulianern im Schatten der ehedem besetzten Hafenstraßenhäuser eine öffentliche "Bezirksversammlung" ab - gegen die Luxusmodernisierung von Altbauten zum "Bernard-Nocht-Quartier". Und die Anti-Gentrifizierungs-Dokumentation "St. Pauli Empire" ist an der Waterkant in diesem Sommer zu einer Art Kultveranstaltung geworden - mit Dutzenden von Open-Air-Vorführungen, die bisweilen sogar in spontanen Demonstrationen münden."

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,648674,00.html

 

Eine Serie kleiner Artikel zu Frappant, Es regnet Kaviar, NoBNQ, Gängeviertel erschienin dem Onilne Magazin Online Magazin Ojal - und zwar auf Spanisch: “Hasta hace poco parecía todo tranquilo, pero con la sorpresiva ocupación del Barrio de los Pasajes se ha hecho evidente que en Hamburgo hay una nueva discusión sobre el espacio urbano, una protesta ámplia con una dinámica difícil de prever. Se trata de un movimiento que tiene lugar por fuera de los partidos, que opera con medios no convencionales y que gana impulso dia a dia.” ” (…) En el “Bernhard Nocht Quartier” -BNQ- le pone la mano la empresa Köhler & von Bargen OHG precisamente a uno de los todavía conservados lugares en los que es posible vivir de manera no conforme con el status quo y con un costo de vida más o menos módico. Para crear ahí un BNQ según el gusto de los adinerados tienen que demoler varias casas y modernizar lujosamente las demás.” (Ganzer Artikel und Übersetzung auf deutsch ebenfalls den Seiten von Ojal).

konkret 8/09: "Die Kämpfe um urbane Räume werden noch lange weitergehen"

"Diese Einschätzung der Kulturarbeiter Christoph Schäfer ("Park Fiction") und Rocko Schamoni ("Dorfpunks") in KONKRET 8/09 - nach dem Schanzenfest am 4. Juli - hat sich schneller bewahrheitet als erwartet: Seit August ist das Gängeviertel in der Hamburger Innenstadt von Künstlern besetzt, in St. Pauli regt sich Widerstand der Anwohner gegen das geplante "Bernhard-Nocht-Quartier" und auch das zweite Schanzenfest am 12. September endete damit, daß Wasserwerfer die Straße von Feiernden freispritzten. Wenn sich dieser Polizeieinsatz auch anders gestaltete als der von Schäfer und Schamoni geschilderte (Genaueres dazu entnehmen Sie bitte den einschlägigen Szenemedien), bleibt ihre Beurteilung von Krawall, Gentrifizierung und Latte-Macchiato-Kultur dennoch aktuell." heisst es jetzt auf der Webseite von konkret. Den gesamten Text ("Wir brauchen einen Arschlochmagneten") als Download gibt es hier: http://www.no-bnq.org/wp-content/uploads/2009/08/konkret_08-2009.pdf und als nur Text zum Lesen hier.

Schick gegen Charme - der Kampf um den Kiez von Thomas Andre, Hamburger Abendblatt vom 4. September 2009

"An die Wände werden Parolen gesprüht: "St. Pauli gehört uns", "Eine Stadt ist keine Marke". An Stromkästen und Laternen kleben Sticker: "Ein Widerstand kann funktionieren. Das freut mich sehr." Dies ist ein Zitat aus einem Film, der seit einigen Monaten auf St. Pauli gezeigt wird. "Empire St. Pauli" heißt er; er dreht sich um den Ausverkauf St. Paulis. Alle kommen sie zu Wort: die Bewohner und überzeugten St. Paulianer, die Politiker, die Saga-Leute. Es gibt Szenen mit Managern des Baukonzerns Strabag, bei denen man nicht weiß, ob sie arglos oder hinterfotzig sind, und eloquenten Jünglingen, die bei einem Großinvestor angestellt sind und mit großer Pose ein Bild "ihres" St. Pauli entwerfen." schreibt Thomas Andre in seinem umfassenden Hintergrundbercht über St. Pauli, das sogenannte Bernhard Nocht Quartier und den Widerstand dagegen - die Bezirksversammlung No BNQ:

http://www.abendblatt.de/hamburg/article1168669/Schick-gegen-Charme-der-Kampf-um-den-Kiez.html

 

"Leute raus, Mieten hoch, bumm" Niels Boeing in der Freitag am 3.September 2009:

"...In Hamburg zieht eine soziale Unruhe herauf, wie es sie seit den Kämpfen um die Rote Flora nicht mehr gab. Stein des Anstoßes ist eine neue Phase der Gentrifizierung" Niels Boeing fasst präzise die meisten der derzeit schwelenden Konflikte - Gängeviertel , Bernhard Nocht Quartier, Gentrifizierung - und den Widerstand dagegen zusammen. Der erste überregionale Artikel über die neue Bewegung für ein Recht auf Stadt in Hamburg :

http://www.freitag.de/politik/0936-leute-raus-mieten-hoch-bumm-gentrifizierung-hamburg

 

Deutschlandradio Kultur: Eine Reportage von Axel Schröder über die Bezirksversammlung und Interview mit Dr. Anrej Holm über Gentrification / Gentrifizierung.

"Auf St. Pauli formiert sich Widerstand" untertitelt die taz ihren ahnungslosen Artikel über die Bezirksversammlung "Wenn es Kaviar regnet" am 7. September 2009. Die besten 5 Sätze eines Autors, der die Codes nicht versteht, haben wir hier zitiert:

"Und das Flackern - das ist die Gegenbewegung dazu. Dicht drängen sich Menschen vor der kleinen Bühne. Barbecue statt BNQ heißt das Motto des Straßenfests in der Bernhard-Nocht-Straße, wo in Kürze das Bernhard Nocht Quartier (BNQ) entstehen soll. Sollte das Neubauprojekt umgesetzt werden, müssten viele der alten Häuser weichen, und den Mietern - nicht wenige von ihnen Harz-IV-Empfänger - droht Vertreibung. Doch diesmal will kaum jemand mehr tatenlos zusehen. Trotz des Regens quoll die Bernhard-Nocht-Straße am Wochenende über."

Prinz spricht in seiner Ankündigung der Bezirksversammlung metaphorisch von "Straßenkämpfen". Im Septemberheft 2009 liest sich das so:

"Widerstand gegen das Bernhard-Nocht-Quartier wächst"
schreibt Olaf Dittmann in Die Welt am 31. Juli 2009

"Anwohner fürchten um ihre Mietverträge - Geheim-Protokoll sorgt für Misstrauen - "Bezirksversammlung" geplant" (...) "Zwar betonen sowohl die Investoren als auch die Bezirkspolitiker, dass die bestehenden Mietverträge nicht angetastet werden. Bemerkenswert ist aber das Protokoll einer Sitzung vom März, an der neben Vertretern des Bezirksamtes Hamburg-Mitte und sämtlicher Fraktionen der Bezirksversammlung auch die Investoren teilgenommen hatten. Das von allen Sitzungsteilnehmern akzeptierte und nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Protokoll konnte die WELT einsehen. Dort heißt es, dass für die derzeitigen Mieter auch nach der Modernisierung oder Neubau kein Rückkehranspruch bestehe. Es müssten neue Mietverträge geschlossen werden.

"Das ist rechtlich überhaupt nicht tragbar", meint hingegen Marc Meyer, Anwalt beim Verein "Mieter helfen Mietern"."

http://www.welt.de/die-welt/vermischtes/hamburg/article4228961/Widerstand-gegen-das-Bernhard-Nocht-Quartier-waechst.html

 

PRINZ Hamburg schreibt: "Solikonzert No BNQ Molotow, Hamburg, Do, 06.08., 20 Uhr "

"..."No" steht für die drohende Entwicklung, aus dem Musikstandort Hamburg einen Standort der Gentrifizierung, der Bau- und Großprojekte zu machen. "BNQ" steht für Bernhard-Nocht-Quartier - genau dieses Mega-Wohnprojekt (Eigentumswohnungen) ist nämlich auf dem Areal rund um die Washington-Bar bis zur Erichstraße geplant. Das nehmen Betreiber und Anwohner nicht so einfach hin, und auch nicht die Bands des heutigen Solikonzerts: die Garage-Rock-Souler vom Rock'n'Roll Hotel, die Indie-Experimentalisten High Quality Girls (Achtung, Girls sind das nicht gerade!), und Fröbe - allesamt waschechte Hamburger mit Wut im Bauch."

http://hamburg.prinz.de/veranstaltungen/solikonzert-no-bnq-punk-indie-konzert,650531,1,EventSchedule.html

 

Ole Masch schreibt am 31.7. 2009 in der TAZ- Hamburg:

"Die Anwohner planen ihren Protest auszuweiten. Sie fordern sozialen Wohnungsbau und wollen selbst mitentscheiden, wie es in ihrem Viertel aussehen soll. Wann die Baumaßnahmen beginnen, ist unklar: "Wir sind im Bauantragsverfahren", sagt Ulrich Hahnefeld vom zuständigen Architektenbüro. Dass man sich der Proteste bewusst ist, zeigt die Internetseite der Architekten: Auf Wunsch des Bauherren sei das Projekt in "Bernhard Nocht Terrassen" umbenannt worden, so Hahnefeld. Versprochen wird nun ein "Wohnungsmix mit Kiezqualitäten" - mit dem kürzlich hinzugefügten Zusatz "less gentrification".

http://www.taz.de/regional/nord/hamburg/artikel/?dig=2009%2F07%2F31%2Fa0084&cHash=d0574fb2aa

Im Hamburger Abendblatt heisst es:

"Es war ein Aushang in der Bernhard-Nocht-Straße auf St. Pauli, der die Anwohner im Mai in Harnisch brachte: Ihr Kiez soll zum "Bernhard Nocht Quartier", kurz: "BNQ", umgestaltet werden. Einer der Anwohnerinnen war ein Protokoll einer Sitzung zugespielt worden. Teilnehmer: Bezirkspolitiker aller Fraktionen, Vertreter der Behörden und die neuen Investoren. Die nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Verlautbarungen hatten es in sich. Denn für 2010 sind umfangreiche Baumaßnahmen in dem Quartier südlich der Reeperbahn geplant.(...)" mehr unter:

http://www.abendblatt.de/hamburg/article1118635/Anwohner-kaempfen-gegen-Bernhard-Nocht-Quartier.html

 

Auch Sandra Schäfer weiß in der MOPO nichts gutes über die Investoren Köhler & von Bargen OHG zu berichten:

"Toilette auf dem Flur, weder Dusche noch Vollbad, marode Fenster, fehlende Heizungen - in etliche Häuser zwischen Bernhard-Nocht-Straße und Erichstraße wurde seit Jahrzehnten kein Cent gesteckt. " - Der ganze Artikel unter: http://archiv.mopo.de/archiv/2009/20090731/hamburg/politik/protest_gegen_investoren.html

 

"Zeichen der wachsenden Unruhe: Anwohner hängen Wimpel mit der Aufschrift "No BNQ" aus den Fenstern" heisst es auf der Website des NDR der damit diesen Beitrag im Hamburger Journal ankündigt:

No BNQ - das Bernhard Nocht Quartier stoppen. NDR Bericht im Hamburger Journal (Juli 2009)

 

"Luxusmodernisierung Kampf angesagt - Anwohner des traditionellen Hafenviertels von Hamburg-St. Pauli wehren sich gegen neoliberale Stadtentwicklung" - so formuliert Susann Witt-Stahl im Neuen Deutschland das Geschehen am 1.8. 2009:

http://www.neues-deutschland.de/artikel/153214.luxusmodernisierung-kampf-angesagt.html

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Sabine Bitter & Helmut Weber Autogestion, or Henri Lefebvre in New Belgrade With contributions by Sabine Bitter & Helmut Weber, Ljiljana Blagojevic, Zoran Eric, Klaus Ronnberger, and Neil Smith The artist book by Sabine Bitter and Helmut Weber is based on an unpublished orginal text by French philosopher and urbanist Henri Lefebvre which is printed as a facsimile. This central text is contextualized and interpretated by accompanying commentaries by Ljiljana Blagojevic, Zoran Eric, Klaus Ronnberger, and Neil Smith. Neil Smith, Distinguished Professor, City University of New York and urban theorist, provides a short preface to the book. Ljiljana Blagojevic, architectural historian from the Faculty of Architecture, Belgrade University, who discovered the Lefebvre text in the civic archives of Belgrade, contextualizes Lefebvreís urban proposal through the urban history of the development of New Belgrade. Zoran Eric, curator of the Museum of Modern Art in New Belgrade, focuses on the notions of self-management in the former Yugoslavia, which influenced Lefebvre. Klaus Ronnberger, sociologist and urban theorist from Frankfurt, contextualizes Lefebvreís theories regarding self-management in relation to the state in contemporary discourse. The social and political contradictions between contemporary concepts of self-management and self-organisation, and Lefevbreís idea of the autogestion arising out of the 1960s are read through the tension between the urban citizens who actualize these concepts and the state structures that regulate them. The text from Henri Lefebvre was submitted as part of a proposal with French architects Serge Renaudie and Pierre Guilbaud for the International Competition for the New Belgrade Urban Structure Improvement in 1986, sponsored by the state of Yugoslavia. In his urban vision for New Belgrade - the capital of former Yugoslavia founded in 1948 - Lefebvre emphasizes the processes and potentials of self-organization of the people of any urban territory to counter the failed concepts of urban planning from above. For Lefebvre, at this late point in his life, the promises of both modernist capitalist as well as state socialist architecture and city planning had failed. Yet, Lefebvre viewed New Belgrade and Yugoslavia as having a particular position in what he has elsewhere called "the urban revolution". As Lefebvre states, "because of self-management, a place is sketched between the citizen and the citadin, and Yugoslavia is today [1986] perhaps one of the rare countries to be able to pose the problem of a New Urban." Autogestion, or Henri Lefebvre in New Belgrade is available in five different editions of foldout poster covers (64.4 x 49.0 cm). Edited by Sabine Bitter, Jeff Derksen, Helmut Weber Published by Sternberg Press, Berlin and co-published with Fillip, Vancouver. July 2009 English/French 18 x 25.5 cm, 160 pages, 9 b/w illustrations, softcover ISBN 978-1-933128-77-1 $27.00 | Ä19.00 Sternberg Press, Berlin, 2009 Fillip, Vancouver Edition "Autogestion", 2009 Offset on paper / Photoprints on paper Each 64.4 x 49.0 cm "Because of Self-management, A Place is Sketched Between the Citizen and the Citadin..." A series of five images functions as interchangeable covers for the book as well as a numbered artist edition. The photo collages for these covers and edition articulate the particular historical and recent situation of New Belgrade and the postulations of Lefebvre´s "Autogestion" and the "Right to the City". #1: Sava Center, New Belgrade #2: Palace of Federation, New Belgrade #3: Apartment Block, New Belgrade #4: Gazela, New Belgrade #5: Peti Park, Belgrade more information about the edition: Grita Insam Gallery, Vienna