Problemimmobilie: “Quartier Hafenpanorama Hamburg” ebenso unbeliebt wie das "Cafe Moritz" in der Bernhard-Nocht-Straße 1-3, 20359 Hamburg. Die Appartements seien "direkt vom Eigentümer zu kaufen" heisst es auf der Webseite. Der NDR schrieb dazu:

"Eine Luxusimmobilie in Hamburg. 18 Eigentumswohnungen in bester Lage. Elbblick inklusive. Eigentümer. Die Herausgeber der "Hamburger Morgenpost": Hans Barlach und Josef Depenbrock. Sie hatten die Immobilie für 6 Millionen Euro erworben. Eigentlich ein ganz normaler Immobilienkauf. Brisant jedoch, der Name des Verkäufers: Burim Osmani. Der hatte genau wie seine 3 Brüder eine erstaunliche Karriere im Hamburger Rotlichtmilieu auf St. Pauli gemacht..." Der ganze NDR-Bericht von Gitta Datta als Text: Empörung - Zeitungsbosse machen Geschäfte mit Kiezgrößen

Damals hieß die problemimmobilie noch "Hafendomizil". Dazu gab es auf dem Euromayday 2007 den unten in Auszügen dokumentierten Redebeitrag. Die Verbindung zwischen Osmani und Barlach wurde 2008 von den medien weitergehender recherchiert und öffentlich gemacht - etwa durch das NDR Magazin ZAPP. Hier geht's zu dem Videobeitrag.

"Sehr verehrtes Publikum, Ladies and Gentlemen, Damen und Herren,

schenken Sie mir wenige Augenblicke ihrer geschätzten Aufmerksamkeit und gestatten Sie mir einige kurze Ausführungen zur sie umgebenden Architektur. Ich möchte mich heute nicht mit dem im Volksmund sogenannten "Hartz IV Mallorca", dem von "interventionistischen Anrainerinnen" freigekämpften Park Fiction mit Blick auf die Elbe befassen, sondern mit dem verspiegelten halbfertigen Gebäude im Hintergrund. Mich interessieren weniger die zweifelhaften ästhetischen Qualitäten des Hauses, sondern die mit diesem verbundenen gesellschaftspolitischen Verflechtungen, die sich an diesem Bau mit bloßem Auge ablesen lassen:

Seit etwas über einem Jahr hängt an der Ecke (Antoni-/ Bernhard-Nocht-Strasse) eine Sandsteintafel mit der Inschrift: "Unserem Bauherrn Burim Osmani viel Glück". Kurz nach der Verhaftung Osmanis im vergangenen Mai wurde die Tafel hinter einer Metallplatte verborgen. Seit einigen Monaten weist nun ein weiteres Schild auf einen neuen Besitzer hin: nun firmiert eine Firma mit Sitz in der Willistrasse 11 als Bauherrin. Wer steckt dahinter?

Noch Mitte der Neunzigerjahre waren die Welten sauber getrennt: die Hafenstrassenhäuser waren gerade mithilfe eines ebenfalls in der Willistrasse ansässigen Notars und Kunstliebhabers als Genossenschaft legalisiert worden, während das Eckgrundstück samt darauf stehendem Haus einem mit dem Rotlicht verbundenen Hotel- und Immobilienbesitzer gehörte, der das historische Gebäude abreißen und einen Neubau errichten wollte. Doch dazu kam es nicht: der Besitzer kam bei einem Reitunfall ums Leben. Seine junge Frau erbte die Immobilie. Im Zuge der Verhandlungen zwischen Behörden und Nachbarschaftsinitiativen über den Park, räumte die neue Besitzerin ein Mitspracherecht bei der zukünftigen Nutzung besonders des Erdgeschosses ein, und versprach eine soziale Funktion. Noch war offensichtlich, dass die Parkinitiative genau diesem Haus den wertsteigernden Blick auf die Elbe freizuräumen im Begriff war. Nach der Jahrtausendwende wurde das alte Gebäude abgerissen, doch während des Baus des Kellergeschosses geriet die Witwe offenbar in Geldschwierigkeiten. Osmani übernahm die Baustelle, und immer häufiger war sein schwarzer Maserati in der Antonistrasse zu sehen. Schließlich wurde das Objekt unter dem Namen "Hafendomizil" angeboten, und Gerüchten zufolge ging allein die oberste Etage für über 1 Millionen Euro über den Tisch.

Als Käufer für einige der Wohnungen war Hans Barlach, Enkel und Nachlaßverwalter des expressionistischen Bildhauers Ernst Barlach, im Gespräch. Barlach war mit seiner betulichen Galerie bis dahin wenig aufgefallen. Für Schlagzeilen sorgte sein Kauf der Hamburger Morgenpost, für die er immer noch als Herausgeber zeichnet, sowie kürzlich die umstrittene Übernahme großer Teile des Suhrkamp Verlages. Barlach residiert mit Galerie und diversen Immobilien- und Kapitalbeteiligungsgesellschaften in der Eingangs erwähnten Willistrasse 11.

Alles hätte glatt und ohne Aufsehen über die Bühne gehen können, doch plötzlich schlug die Staatsanwaltschaft zu, Osmani kam in U-Haft, Verbindungen zwischen Schillpartei und Osmani wurden bekannt, ein internes BND Papier wurde öffentlich, das Osmani mit Schutzgelderpressung, Rauschgifthandel und Prostitution in Verbindung brachte. Dann hörte man eine Weile lang nichts, bis das neue Schild mit Barlachs Bauherrnadresse an der Fassade hing. Umgehend interessierte sich auch der Bauausschuss des Bezirks Mitte wieder für das Gebäude und sein Umfeld und ließ kurzerhand das Park Fiction Baustellenschild beseitigen: der Blick aus dem (noch immer unvollendeten) Osmanihaus sei dadurch gestört.

Diese Verbindungen zwischen Hamburger Bourgeoisie, Hamburger Verwaltung und Politik und organisierter Kriminalität haben eine neue Qualität: Kriminalität und Kapital wachsen weiter zusammen in dieser Stadt. Trotz der Offensichtlichkeit der bestehenden Zusammenhänge, kann man weder in der Presse, noch im Internet etwas darüber lesen. Schaut man auf Herkunft, Besitz und Tätigkeiten, weiß man auch warum. (...)"